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Dominik Graf

Stand: 15.08.2001
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* 06.09.1952  in München    

Regisseur

Eigentlich will der Sohn des großen Charakterdarstellers Robert Graf und der Schauspielerin Selma Graf Musiker werden. So beginnt er nach dem Abitur ein Studium der Germanistik und Musikwissenschaft. 1974 wechselt er an die Hochschule für Film und Fernsehen in München. Während der Ausbildung arbeitet er als Schauspieler und ab 1977 auch als Autor für die Bavaria Atelier Gesellschaft in München. 1979 wird sein Abschlußfilm "Der kostbare Gast" mit dem Bayrischen Filmpreis ausgezeichnet. 1980 inszeniert er zwei Folgen der TV-Serie "Familientag", ein Jahr später folgt die Episode "Running Blue" zum Kinofilm "Neonstadt". 1982 entsteht unter seiner Regie "Das zweite Gesicht", 1984 der "Treffer", 1987 "Drei gegen Drei - Trio".

Eineinhalb Millionen Besucher sehen "Die Katze" von 1987; Jutta (Gudrun Landgrebe) hat außer Probeck (Götz George) auch einen Ehemann und der sitzt zu Hause und denkt darüber nach, was seine Frau so alles treibt. Mit wem, das weiß er - wie der Zuschauer. Die Begegnung zwischen Probeck und Jutta ist auch geschäftlich, denn es geht um drei Millionen D-Mark. Probek ist ein ganz abgefeimter Gangster, der sich an die Filialleiter-Frau Jutta heranpirscht - oder sie an ihn? Sein Ziel: ein raffiniert ausgeklügelter Bankraub. Das dramaturgische Konzept der wenig originellen Story weist Dominik Graf als Regietalent aus. Wie hier die einzelnen Erzählstränge ineinandergreifen, das ist perfektes Kino.

Jetzt hofft die Filmwirtschaft endlich den Regisseur für den großen Film gefunden zu haben. Doch Dominik Graf läßt sich nicht vor einen Karren spannen: in den beiden folgenden Jahren entstehen "Tiger, Löwe, Panther" nach einem Drehbuch seiner damaligen Lebensgefährtin Sherry Hormann und "Der Spieler".

"Tiger, Löwe, Panther" erzählt von Beziehungsproblemen, wie sie im deutschen Lustspiel üblich sind. Die leichtfüßige Story spielt im Sommer und handelt davon, wie ganz unterschiedliche Charaktere mit der Liebe umgehen. Beziehungskisten sind meist moralisch oder platt, Dominik Grafs Komödie unterscheidet sich davon: Alles, was hier passiert an lockeren Episoden, kauzigen Ausbrüchen aus den Konventionen des Alltags wird getragen von der Freundschaft dreier Frauen. Und Graf hat das Glück, daß er hinreißende Schauspieler zur Verfügung hat: Natja Bruckhorst ("Wir Kinder vom Bahnhof Zoo"), Martina Gedeck und Sabine Kaack als Sissy. Neben ihnen wirken die durchweg stimmigen Männer (Thomas Winkler, Oliver Stokowski, Peter Lohmeyer, Hinrich Schafmeister) geradezu harmlos. Ein sehr persönlicher, intelligent kurzweiliger Film, der mit dem 1. Preis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste ausgezeichnet wurde.

Kurzweilig und kauzig ist auch "Der Spieler": Jojo, ein verkrachter stud. Phil. ist aus zweierlei Gründen hinter dem Mädchen Kathrin her: Einmal reizt ihn ihre Schönheit und Unschuld, zum anderen das Geld. Denn die fleißige Internatsschülerin und er haben die gleiche Tante, und die hat nach ihrem Tod ihm den Hund und Kathrin das Geld hinterlassen. Schon ist er bereit zu tauschen: Sie erhält den Hund, er klaut ihr die Banknoten und verspielt sie postwendend; doch statt Zoff gibt es Liebe: Jojo ist halt ein symphatischer Windhund.

Was gelegentlich so aussieht wie die Szene-Filme der 60er Jahre Marke "Zur Sache, Schätzchen" erweist sich doch immer wieder als irritierende Geschichte, in der ständig Abenteuer, Klamauk und Tragikomödie abwechseln. Graf beendet seine Geschichte mit einem Urknall. Es ist ein deutscher Film ohne den Mief der oft mißbrauchten "Szene", in dem "etwas Neues beginnt, und doch sehen die Straßen der Stadt aus wie immer" - wie es im Film einmal heißt.

Und als Dominik Graf doch noch seinen 'großen Film' "Die Sieger" (1993/94) dreht, werden die zu Verlierern: ein gigantischer Flop für 15 Millionen. Der eiskalte Thriller ist formal an Hollywood-Produktionen wie "Robocop" und "Terminator" orientiert, doch er erstarrt in brillantem Äußeren. Die Story: Ein Hauptkommissar vom Spezialeinsatzkommando der Düsseldorfer Polizei erkennt bei einem Überfall hinter dem vermummten Attentäter seinen ehemaliges Kollegen. Mit gigantischem Aufwand hat Dominik Graf die zynische Story vor dem Hintergrund der Düsseldorfer Szene inszeniert. Vielleicht hätte dieser Film zu Zeiten von "Rossini" und "Knockin' On Heaven's Door" größere Chancen beim Publikum gehabt.

Danach läßt sich Dominik Graf auf solche Dimensionen nicht mehr ein, er inszeniert Fersehfilme mit überschaubarem Budget ("Sperling und das Loch in der Wand", Adolf Grimme-Preis) - und hat dennoch das Privileg, daß er in 35 mm-Kinoformat drehen darf. Daß Graf das neue Kino bereichern könnte, beweist er gleich mit zwei Filmen. Vor dem Hintergrund eines Drogenkonflikts spielt sich in "Der Skorpion" (Fernsehspielpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste 1998, Telestar 1998) ein aufregender Vater-Sohn- Konflikt ab, den Heiner Lauterbach und Marek Hartloff erschütternd austragen.

An Louis Jouvets berühmten Landarzt erinnert in Günter Schütters und Dominik Grafs heiterer Adaptation kaum noch etwas, aber dieser moderne "Dr. Knock", von Gert Voss gespielt, ist eine herrlich handfeste bayrische Dorfsatire, für die Graf erneut den Adolf-Grimme-Preis erhält. Gegen die Feindschaft der kraftvollen Tierärztin Kai (verblüffend überzeugend: Veronica Ferres) krempelt der pfiffige neue Doktor ohne Patienten die Bauern kräftig um, bringt ihren Glauben an die ewige Gesundheit ins Wanken und hat bald alle Hände voll zu tun. Auf seiner Seite hat er zu Beginn nur die nymphomane Kellnerin Marianne (brillant: Sophie Rois), aber das wird sich ändern...

Auch die nächsten Filme von Dominik Graf werden fürs Fernsehen gedreht, er und Carl Schenkel, die derzeit vielleicht potentesten deutschen Regisseure, kann das Kino derzeit nicht locken. Im März 1999 erhielt Graf den Adolf Grimme-Preis für die in der "Denk ich an Deutschland..."- Reihe entstandenen Semi-Dokumentation "Das Wispern im Berg der Dinge", in der er seinen Vater, den Schauspieler Robert Graf, portraitiert.

* = ohne Aufnahme oder Serienzusammenfassung


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