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Senta Berger

Stand: 26.03.2002
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* 13.05.1941  in Wien    

Schauspielerin

Senta Berger wird in Wien geboren, ihre Vorfahren kommen aus Ungarn und Jugoslawien. Ihr Vater ist Musiker, hatte die Musikhochschule besucht, die Dirigentenklasse, spielte sehr gut Klavier, komponierte vornehmlich Wiener Lieder. Doch er konnte seine Neigung nicht zur Profession machen. Er mußte den kleinen handwerklichen Betrieb übernehmen, eine Metallverchromungsfirma der Eltern.

Das bescheidene und verständnisvolle Elternhaus sorgt dafür, daß die kleine Senta nichts entbehren muß. Bei aller Armut wird am Kind nicht gespart. Sie darf lernen, Kunst ausüben. Mit fünf fängt sie an zu tanzen. Sie besucht Hedy Pfundmayers Ballettschule. Vier Jahre später geht sie an die Akademie für Darstellende Künste, danach ans Realgymnasium. Doch sie will Schauspielerin werden.

Ab Frühjahr 1956 geht Senta dreimal im Monat zu Dorothea Neff, und die ist es schließlich, die Senta dazu animiert, ins Besetzungsbüro der Sascha-Filmgesellschaft zu fahren, wo Willi Forst ein paar Schulmädchen für einen neuen Film sucht. Das ist im April 1957 und Senta bekommt die Rolle.

Zehn Tage Drehzeit bei dem großen alten Wiener Meister der leichten Unterhaltung neben Stars wie Adrian Hoven, Erika Remberg und dem großen alten Wiener Charakterdarsteller Hans Moser. Senta darf sogar einen Satz sprechen: "Sie kommt!" - und dann kann sie auf der Schulbank Boogie tanzen.

Willi Forsts "Die unentschuldigte Stunde" hat Folgen, Senta will jetzt nicht mehr aufs Gymnasium. Und auch das gestehen ihr die Eltern zu: Vorzeitig beendet sie die Schule, um 1957 am Max-Reinhardt-Seminar in Wien Schauspielunterricht zu nehmen. Sie bewirbt sich - und kommt an, gemeinsam mit Heidelinde Weis, Marisa Mell, Erika Pluhar und anderen.

In den Ferien vor Studienbeginn dreht sie noch eine kleine Rolle in einem Film unter der Regie von Hans Quest "Die Lindenwirtin vom Donaustrand". Als Zimmermädchen darf sie ein paar Sätze sprechen. Das sind Glücksmomente für die junge Senta.

Senta hat nicht die Flausen im Kopf von einer großen Starkarriere, sie will ganz einfach zum Theater, für ihre Familie schon hoch genug und auch für sie selbst ein ganz hohes Ziel - sagt sie. Doch nach ein paar Semestern ist diese wunderbare Zeit vorbei, sie wird entlassen - nicht etwa wegen mangelnder Begabung, sondern, weil sie gegen die strengen Regeln der berühmten Schule verstieß: Sie hat ein Rollenangebot in dem Anatole-Litvak-Film "Die Reise" angenommen - wider das Verbot des Direktors.

Doch das ist die erste Begegnung mit Hollywood. Später übernimmt sie in Ernst Marischkas Franz-Werfel-Verfilmung "Der veruntreute Himmel" mit Annie Rosar einen kleinen Part. Dann kommt ein Anruf von Ernst Haeussermann, damals noch Chef des Theaters in der Josefstadt. Er bietet ihr eine Rolle in Luigi Pirandellos "Heinrich IV." an. Mit 17 Jahren ist sie das jüngste Ensemblemitglied an dem renomierten Theater, doch Senta zieht es mehr zum Film.

Im Sommer 1959 spielt sie unter der Regie von Wolfgang Liebeneiner in der Komödie "Ich heirate Herrn Direktor". Heidelinde Weis und Gerhard Riedmann stehen in den Hauptrollen vor der Kamera und als der Film auf das Festival von Mar del Plata nach Argentinien eingeladen wird, trifft Senta Berger dort unter anderem Bernhard Wicki, der sein "Wunder des Malachias" vorbereitet. Für die weibliche Hauptrolle hält Wicki Senta zwar für zu jung, schreibt ihr aber eigens eine kleine Rolle ins Drehbuch.

Doch bevor dieser Film gedreht wird, kommt Artur Brauner zum Zug. Er bereitet gerade seinen "Schweijk" vor und sieht in ihr die ideale Gretl. Regisseur Axel von Ambesser und Heinz Rühmann sind einverstanden und Senta bekommt die Rolle in dem Film "Der brave Soldat Schweijk".

Dann gibt es ein Interim mit Richard Widmark, der in Wien "Geheime Wege" dreht - mit Senta Berger als blondes Gretchen des donaustädtischen horizontalen Gewerbes. Danach kommt ein langfristiger Vertrag mit Artur Brauner zustande. Doch mit den Rollen ist sie nicht einverstanden: Musikfilme mit wenig Variationsbreite. Sie vermißt die Abwechslung. Dafür ist Maria Brauner, die Frau des Produzenten, für die junge Schauspielerin eine große Hilfe.

Undankbar nennt Brauner 'seine Entdeckung' bald, als sie - entsprechend ihrer Erfolge - eine höhere Gage verlangt. Senta hingegen steht an der Seite von O. W. Fischer und Eva Bartok mit dem Mario-Simmel-Zweiteiler "Es muß nicht immer Kaviar sein" und "Diesmal muß es Kaviar sein" vor der Kamera, wo sie den damals ebenso prominenten wie erfolgreichen Star Eva Bartok an der Seite von O. W. Fischer glatt an die Wand spielt. Der Film bringt dem Produzenten sehr viel Geld ein.

Mit dem Simmel-Film und den zwei Krimis von Werner Klingler, einer britisch-deutschen Produktion, inszeniert von Terence Fisher, sowie dem erfolgreichen Ärztefilm "Frauenarzt Dr. Sibelius" an der Seite von Hollywood-Tarzan Lex Barker, gehört Senta Berger 1962 zu den meistbeschäftigten deutschsprachigen Schauspielerinnen.

Senta versucht, aus dem Vertrag mit Brauner herauszukommen, aber Brauner reagiert unverständig, beleidigt, schließlich rigide: Er verklagt sie 1963 auf 400000 DM Schadenersatz. Da lenkt sie ein und geht noch einmal ins Atelier der CCC: 1966 im Alfred-Vohrer-Film "Lange Beine, lange Finger". Und Brauner ist zufriedengestellt. Doch es gab keine Alternativen im deutschsprachigen Raum, so folgt sie bald dem Ruf nach Hollywood.

Mitte 1962 spielt sie unter Regisseur Steve Previn in einem Film über den Walzerkönig Johann Strauß. "Ich sang etwas vor und wurde Frau Strauß. Für Amerika, wie gesagt. Aber dort dauerhaft." Der Film heißt "The Waltz King", und hier ist Senta Berger einer der Stars. Später arbeitet Carl Foreman in Europa an seinem Weltkrieg-II-Epos "Die Sieger" und besetzt neben Romy Schneider und Elke Sommer auch Senta Berger.

Die Rolle der Trudi in "Die Sieger" ist der dritte amerikanische Film für Senta Berger, zwei Jahre später spielt sie in dem Sam-Peckinpah-Western "Major Dundee" ("Sierra Charriba"). Mit dem Start in Hollywood gehört Senta Berger zu den Weltstars. Sie spielt an der Seite von Charlton Heston, Robert Vaughn, Kirk Douglas, Frank Sinatra, Yul Brynner, John Wayne, Alec Guinness, Dean Martin und anderen berühmten Schauspielern und Hollywood-Größen und jetzt ist sie ein beliebter Gast in Johnny Carsons berühmter Talkshow.

Dann bietet man ihr eine attraktive Titelrolle in einer neuen Serie an. Doch Senta Berger müßte sich für fünf Jahre verpflichten und das empfindet sie damals als viel zu lange Zeit. Senta Berger dreht noch unter der Regie von Michael Anderson in Berlin den US-Agententhriller "The Quiller Memorandum - Gefahr aus dem Dunkel" und damit ist ihr Hollywood-Interim abgeschlossen.

Später sagt Senta Berger über ihre Hollywood-Zeit: "Auch in Amerika bin ich genau zu einem Zeitpunkt angekommen, wo ein altes System überrollt worden ist. Als das Kino erneuert und interessant wurde in Amerika, habe ich wieder nicht dazugehört. Die Leute kannte ich gar nicht. Und sie kannten mich nicht. Was hätte ich denn da spielen sollen - was für Drehbücher hätte man für mich konstruieren müssen, um meinen Platz da zu finden? Marlene Dietrich ist systematisch geführt und aufgebaut worden. Für sie hat man Bücher geschrieben, man hat überlegt, was kann sie sein, woher kann sie kommen. Diesen Status hatte ich nie."

1968 macht Senta Berger ihre erste Fernsehschau im deutschen Fernsehen und man spürt es ihr an, daß sie von dem gesellschaftlichen Umbruch jenes Jahres beeinflußt ist. Da es in Deutschland mit der Filmindustrie nicht bergauf gehen soll, ist auch Senta Berger - wie viele andere prominente deutsche Schauspieler - in den Folgejahren mehr im Ausland als in Österreich oder Deutschland tätig.

Ähnlich wie Mario Adorf baut sie in Italien eine zweite Karriere auf. Bereits 1964 hat Mario Camerini sie an der Seite von Lex Barker, ihrem Partner aus "Frauenarzt Dr. Sibelius", für den zweiteiligen Abenteuer-Kostümfilm "Kali Yug" engagiert, 1967 spielt sie gemeinsam mit Nino Manfredi und Toto in Dino Risis hintergründiger Krimi-Komödie "Unser Boss ist eine Dame". Das italienische Kino floriert zu jener Zeit noch gut. Es gibt neben Klamotten ("Als die Frauen noch Schwänze hatten" (1970) von Pasquale Festa Campanile) und Abenteuerfilmen eine ganze Reihe vielversprechender Filme, von denen aber die meisten bei uns nicht zu sehen waren.

Am 26. September 1966 heiratet Senta Berger den Schauspieler, Arzt und Filmregisseur Michael Verhoeven, Sohn des Schauspielers und Regisseurs Paul Verhoeven, der durch seine Arbeit an deutschen Bühnen und in Filmateliers berühmt war. Senta und Michael haben sich vor der Kamera kennengelernt bei dem Film "Jack und Jenny". Bereits ein Jahr zuvor hatten die beiden die Sentana-Filmproduktion gegründet.

Gemeinsam produziert das Ehepaar Filme wie Michael Verhoevens Debüt-Spielfilm "Paare" nach August Strindbergs Schauspiel, "Der Totentanz" mit Lilli Palmer und Paul Verhoeven in den Hauptrollen. 1970 tritt Senta Berger erstmals in einer eigenen Produktionen auf, in Michael Verhoevens "Wer im Glashaus liebt". 1972 sieht man sie unter der Regie von Wim Wenders in dem Historienfilm "Der scharlachrote Buchstabe".Senta Berger ist ebenfalls Darstellerin in ihren eigenen Produktionen "Mit Gift" und "Liebe Melanie", produziert aber auch - gemeinsam mit ihrem Mann - einige seiner Filme wie "Die weiße Rose", "Das schreckliche Mädchen" und zuletzt "Mutters Courage", in denen sie nicht selbst auftritt.

Doch das Theater gerät nicht in Vergessenheit. Senta Berger wird später am Burgtheater, am Salzburger Landestheater und bei den Salzburger Festspielen auf der Bühne stehen, wo sie mehrere Jahre die Buhlschaft im "Jedermann" spielt - neben Curd Jürgens und danach Maximilian Schell in der Titelrolle.

Gleichzeitig spielt sie in Filmen und Fernsehspielen. Zwei Serien dreht Michael Verhoeven. "Die schnelle Gerdi", die Erlebnisse einer Taxifahrerin sind ein großer Fernseherfolg, in Helmut Dietls "Kir Royal" spielt sie neben Franz Xaver Kroetz und Mario Adorf. Ihre Mona macht nicht nur äußere Entwicklungen modischer Art durch, sie häutet sich auch, ist ein Mädchen aus der Vorstadt, hat ihre Gläubigkeit noch nicht abgelegt, fällt immer wieder auf die Schnauze, glaubt immer ans Happy-End.

Daß Mona am Ende eine Karriere als Sängerin startet, anstatt vielleicht doch ein Kind zu kriegen oder auf einen Intellektuellen hereinzufallen, war eine der Entwicklungen, die sich im Laufe der langen Zusammenarbeit zwischen Autor und Darstellern ergeben hat. Und Senta Berger, die mit einem Song aus "Kir Royale" Erfolg hat, wird auch wieder Chansons singen, wird Lesungen machen.

1987 erhält sie den "Chaplin-Schuh" für die Titelrolle in Dietls Fernseherfolg. Eine ihrer schönsten Rollen in den letzten Jahren ist der weibliche Part in Frank Beyers Zweiteiler "Sie und Er", und bei Xaver Schwarzenberger spielt sie in "Die Nacht der Nächte" eine Frau, die an ihrem 50. Geburtstag aus der gutbürgerlichen Ehe ausbricht und einen Ausflug in die Unterwelt unternimmt. Senta Berger ist immer präsent. In Sandra Nettelbecks aufsehenerregendem Debütfilm "Mammamia" mimt sie die Gegenspielerin von Christiane Paul. 1998 war sie die Unna in Doris Dörries Film "Bin ich schön".

* = ohne Aufnahme oder Serienzusammenfassung


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