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100 Jahre - Der Countdown !900-1927

Stand: 10.04.2004
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Band 451: Film 1    Zähler: (1 -  4300)    ZDF     Fr, 22.12.2000 00:15    105 Min.   
   Ton: stereo deutsch  Farbe: Farbe
  iFN: 1243  
Thema: Geschichte

100 Jahre - Der Countdown (1)

1900-1916: Das Ende einer Epoche

Dokumentation Geschichte

Mehrteiler: 100 Jahre - Der Countdown (1/10)  Zur nächsten Folge:  100 Jahre - Der Countdown (2) 1917-1927: Die "wilden Zwanziger" auf 'Band 451'

Welt im Aufbruch (1900 - 1913)
www.phoenix.de/old/themen/topt/082001/02050/index.html
1900 - Es lebe das Jahrhundert
1901 - Die Großmutter Europas
1903 - Der Traum vom Fliegen
1906 - Das Erdbeben von San Francisco
1907 - Der Magier und die Zarin
1909 - Stimmrecht für Frauen!
1911 - Der Wettlauf zum Südpol
1912 - Der Untergang der Titanic
1913 - Der letzte deutsche Kaiser

Grabenkrieg (1914-1919)
www.phoenix.de/old/themen/topt/082001/02051/index.html
1914 - Das Attentat von Sarajewo
1916 - Die Hölle von Verdun
+*1917 - Die rote Revolution
+*1918 - Es lebe die Republik!
+*1919 - Der diktierte Frieden

Die Menschen ringen um Fassung: "Ich eröffne das neue Jahrhundert!", ruft Emile Zola nach Kräften. Er steht in der jubelnden Menge, seine Stimme überschlägt sich: "Ich bin ganz sicher: Wahrheit und Gerechtigkeit werden sich durchsetzen. Die Wissenschaft rechtfertigt unseren Traum - den Wunsch nach einer besseren Welt." Dann greift der berühmte Dichter zum neuen Fotoapparat, um die Pariser Weltausstellung ringsherum zu dokumentieren.

Zur Jahrhundertfeier der Revolution war der Eiffelturm als Symbol für das Zeitalter der Wissenschaft und Industrie errichtet worden. 1900 protzt hier die "Exposition universelle" mit Rekorden: 40 von damals 86 Nationen wetteifern mit technischen Neuerungen um Ruhm und Ehre: die Deutschen mit ihren Dynamos, Russland mit der Transsibirischen Eisenbahn, die Amerikaner mit Edisons Glühbirne.

Ungeheurer Fortschrittsglaube beseelt die Menschen, der Blick in die Zukunft ist rosig. Telefon, Automobil - der Erfindergeist der Ingenieure und das Entdeckerglück der Forscher beflügeln die Fantasie. Doch Zolas "bessere Welt" blieb ein Traum - auch 100 Jahre später werden trotz Computer und Gentechnik nicht Hunger und Ungerechtigkeit aus allen 192 Staaten verschwunden sein.
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Welt im Aufbruch (1900 - 1913)
www.phoenix.de/old/themen/topt/082001/02050/index.html

1901 - Die Großmutter Europas
Als ihr geliebter Albert mit nur 42 Jahren stirbt, klagt Königin Viktoria von England: "Wie kann ich noch am Leben sein? Ich, die ich täglich bete, dass wir zusammen sterben mögen."

Die Menschheit trägt Trauer - Britannien ist Weltmacht Nummer eins. Bis zu ihrem eigenen Tod trug sie schwarz - 40 Jahre lang. "Viktorias Tod war der Sonnenuntergang familiärer Bindungen in der Politik", sagt der Großneffe des Zaren, Nikolaj Romanow, Prinz von Russland, im ZDF-Gespräch. "Danach war nichts mehr, wie es vorher war."

Im Jahr 1901 vereint die Trauer um die "Großmutter Europas" die Herrscher der alten Welt ein letztes Mal. Mit dem Ende der 64-jährigen (!) Regentschaft der britischen Königin und Kaiserin von Indien und damit dem Ende des Viktorianischen Zeitalters, brechen die Rivalitäten in der internationalen Politik auf: Ein Jahrhundert der Zwietracht beginnt - mit unzähligen Krisen und zwei Weltkriegen.
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1903 - Der Traum vom Fliegen
17. Dezember 1903 - es ist bitterkalt und windig. In North Carolina stehen zwei Männer vor einem Ungetüm aus Holz, Draht und Spanntuch. Einer der beiden klettert hinein: Orville Wright. Bruder Wilbur wirft den Propeller an, bringt so den klobigen Motor auf Touren. Endlose Augenblicke der Ungewissheit. Dann hebt das Gefährt tatsächlich ab. Zwölf Sekunden schwebt "Flyer 1" über den Sandboden.

"Das ist der erste Motorflug in der Geschichte der Erde", verkündet Orville stolz. "Erstmals ist eine Maschine gelandet, ohne zum Wrack zu werden." Wrights technische Tüfteleien und der unerschütterliche Mut - der Anfang einer Erfolgsgeschichte. Das Zeitalter der motorisierten Luftfahrt beginnt. Doch nur elf Jahre später schockieren Flugzeuge die Welt. Sie werden erstmals als tödliche Waffe eingesetzt - im Ersten Weltkrieg.
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1906 - Das Erdbeben von San Francisco
"Klarer Himmel und leichter Nordwind", lautet die Wettervorhersage für San Francisco am 18. April 1906. Doch dann gewaltiges Donnergrollen: Die Erde bebt. Star-Tenor Enrico Caruso stürmt aus dem "Palace Hotel", versucht - wie 200.000 andere Menschen auch - die Stadt zu verlassen. Darunter: Schriftsteller Jack London. "In wilder Angst flohen die Menschen vor dem Feuer", erinnert er sich, "schleppten ihre letzte Habe auf die Hügel. Doch das Feuer folgte ihnen unerbittlich." Ein Erdbeben der Stärke 8,3 erschütterte die kalifornische Metropole.

Später entdeckten Geologen: Kalifornien liegt in der größten Erdbebenregion unseres Planeten. Alle 22 Jahre ist mit einem größeren Beben zu rechnen. Das Unglück war der Anfang etlicher Naturkatastrophen im 20. Jahrhundert: Allein 1976 beim Beben in China sterben 650.000 Menschen. Enrico Caruso kam nie mehr nach San Francisco.
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1907 - Der Magier und die Zarin
Alle Sorgen und Gedanken der Zarin Alexandra von Russland drehen sich um ihren schwer kranken Sohn: Der dreijährige Alexeij ist Bluter. Als er sich beim Spielen verletzt, geben ihn die Ärzte auf. Die letzte Hoffnung: "Wunderheiler" Rasputin. Die Zarin ruft den Bauernsohn aus Sibirien an den Hof. Kaum tritt er ans Kinderbett, nehmen die Blutungen ab. Der kleine Prinz überlebt - ein Wunder? Fortan legt Alexandra das Schicksal der russischen Zaren-Dynastie in Rasputins Hände.
Im Dezember 1917 ermorden ihn treue Monarchisten. Statt ihren Beratern hatte Alexandra einem Scharlatan vertraut. Das zeigt die Schwäche der klassischen Monarchie: eine Staatsform, in der eine einzige Person regiert - ein Grund, weshalb Monarchien im 20. Jahrhundert oft von Demokratien abgelöst wurden.
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1909 - Stimmrecht für Frauen!
Englands Premierminister Herbert Henry Asquith sitzt im Zug nach London. Plötzlich fliegt eine Eisenstange durchs Fenster seines Waggons. Die Täter: mehrere aufgebrachte Frauen. "Die Fenster der Regierung sollen zerbrechen", rufen sie, "nicht die Körper der Frauen." Mit allen Mitteln kämpfen die "Suffragetten" für ein Frauen-Stimmrecht - bis dato undenkbar im alten Europa.

Dazu Deutschlands bekannteste Feministin Alice Schwarzer heute: "Man hat sie verhaftet, bös malträtiert und erniedrigend zwangsernährt." Erst Jahre später, nach dem Ersten Weltkrieg, wird das Aufbegehren der Frauenrechtlerinnen belohnt: Bei den Wahlen 1919 gehen sie unter mürrischen Blicken ihrer Männer in die Wahllokale - das große Aufholen der Frau hatte begonnen.
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1911 - Der Wettlauf zum Südpol
"All die Mühsal, all die Entbehrungen, all die Qual. Wofür? Für nichts als Träume, die jetzt zerbrochen sind." Robert Falcon Scott sinkt erschöpft und verzweifelt in die Knie. Der britische Marineoffizier hatte den Wettlauf zum Südpol verloren - und eine dunkle Vorahnung erfüllte ihn: "Mir graut vor dem Rückweg." Er behielt Recht: Seine ganze Mannschaft erfror in der Eishölle. Nur wenige Meilen vom rettenden Depot entfernt, verließen auch Scott die Kräfte. Sein letztes Tagebuchgekritzel: "Bitte sorgt für unsere Hinterbliebenen."

Als Erster hatte der Forscher Roald Amundsen den Südpol erreicht - am 14. Dezember 1911 hisste er dort Norwegens Flagge. Und war begeistert: "Eine endlose Ebene, die kein menschliches Auge je geschaut, kein menschlicher Fuß je betreten hatte." Die Welt respektierte diesen Erfolg - doch die Sympathien galten Scott. Ein Symbol für die bewahrte Menschlichkeit unserer Zeit: Vor der Geschichte gewannen im 20. Jahrhundert oft die, die verloren hatten.
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1912 - Der Untergang der Titanic
14. April 1912, kurz vor Mitternacht: Zum Abschluss des Zehn-Gänge-Menüs wird Mokka gereicht. Die Kapelle spielt einen Walzer. Urplötzlich rammt das größte Luxus-Schiff der Welt - die Titanic - einen gewaltigen Eisberg. An sechs Stellen wird das Schiff aufgeschlitzt. Es sinkt zu den Klängen des todes-trotzigen Salon-Orchesters. "Die Titanic sah aus wie ein riesiger Glühwurm", erinnert sich Charlotte Collier. "Licht in jeder Kabine, auf allen Decks, allen Mastspitzen." Dann neigt sich der Rumpf nach vorn, die Brücke taucht in den Ozean, die Lichter erlöschen. Wie ein Turm hebt sich das Heck in die Höhe. Schreiend stürzen die Menschen in die kalte Tiefe. 1.500 Passagiere kommen ums Leben.

Charlotte Collier überlebt - doch die schrecklichen Bilder haben sich für immer in ihr Gedächtnis eingebrannt. Nach Jahrzehnten riesiger technischer Fortschritte glaubten die Menschen damals, die Natur beherrschen zu können. "Daran hat sich nichts geändert", so Harvard-Professor Steven Biel. "Noch immer nehmen wir Naturgewalten auf die leichte Schulter. Doch die Natur wird nie unser Untertan sein."
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1913 - Der letzte deutsche Kaiser
"Ich bin im Auftrag eines Höheren berufen", erklärt Kaiser Wilhelm II. Er fühlt sich von Gott eingesetzt, liebt die Inszenierung: 1913 schreitet er feierlich in Begleitung seiner sechs Söhne und samt Hofstaat vom Berliner Stadtschloss zum Zeughaus, weiht mit großem Pomp einige Fahnen. "Nichts geschah in Stille", resümiert Schriftsteller Ludwig Thoma. "Selbst das Einfachste vollzog sich in bengalischer Beleuchtung."

Doch schon im folgenden Jahr hat der letzte deutsche "Über-König" nichts mehr zu sagen: Militärs übernehmen die Macht. Seine Liebe zum Prunk teilt das deutsche Bürgertum bis heute: Der Mythos von der guten alten Kaiserzeit lebt.
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Grabenkrieg (1914-1919)
www.phoenix.de/old/themen/topt/082001/02051/index.html

1914 - Das Attentat von Sarajewo
28. Juni 1914: Österreich-Ungarns Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau sind zu Besuch in Bosniens Hauptstadt Sarajewo. Gerade waren sie im Rathaus, winken aus ihrer Kutsche fröhlich in die Menge. Plötzlich Schüsse - ein junger Mann feuert zweimal. Der Thronfolger und seine Frau sind sofort tot. In diesem Moment ahnt niemand, dass der 17-jährige Schüler mit dem Attentat den Ersten Weltkrieg entfacht. Er tat es für die Unabhängigkeit Bosniens von der Donau-Monarchie. Das brodelnde Völkergemisch auf dem Balkan ist auch am Ende des Jahrhunderts wieder Europas größter Krisenherd.
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1916 - Die Hölle von Verdun
"Ich sage euch Lebewohl, meine lieben Eltern", schreibt Soldat Otto Heinebach. Es ist der 20. Februar 1916. Der Berliner Student weiß genau, was ihm bevorsteht: "Wenn ich falle, tragt es bitte mit Fassung. In Gedanken lösche ich meine Lebenslampe am Vorabend dieser furchtbaren Schlacht. Vergesst mich nicht." Am nächsten Tag bricht der Sturm auf Verdun los - Otto Heinebach stirbt in den ersten Morgenstunden im Feuerhagel.

Es ist die grausamste und längste Schlacht des Ersten Weltkriegs: Monatelang gab es keinerlei Vorankommen. 300.000 deutsche und französische Soldaten sterben, weitere 770.000 werden verwundet. Am 2. September 1916 stellt das deutsche Heer die Kampfhandlungen vor Verdun ein - es steht wieder in seiner Ausgangsstellung und hat keinen Gewinn von Territorium erzielt. Bis heute steht allein das Wort "Verdun" als ewiges Symbol für die Sinnlosigkeit des Krieges.

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In leicht verändertem Schnitt am Ostermontag 12.04.2004:
-* = in den vorhergehenden Teil verschoben
+* = in den folgenden Teil verschoben

D 1999


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Band 451: Film 2    Zähler: (1 -  2640)    ZDF     Sa, 23.12.2000 00:15    105 Min.   
  deutsch  Farbe: Farbe
  iFN: 1244  
Thema: Geschichte

100 Jahre - Der Countdown (2)

1917-1927: Die "wilden Zwanziger"

Dokumentation Geschichte

Mehrteiler: 100 Jahre - Der Countdown (2/10)  Zur nächsten Folge:  100 Jahre - Der Countdown (3) 1928-1938: Die Welt der Diktatoren auf 'Band 455'   Zur vorhergehenden Folge:  100 Jahre - Der Countdown (1) 1900-1916: Das Ende einer Epoche auf 'Band 451'

Grabenkrieg (1914-1919)
www.phoenix.de/old/themen/topt/082001/02051/index.html
-*1914 - Das Attentat von Sarajewo
-*1916 - Die Hölle von Verdun
1917 - Die rote Revolution
1918 - Es lebe die Republik!
1919 - Der diktierte Frieden

Verrückte Jahre (1920 - 1932)
www.phoenix.de/old/themen/topt/082001/02053/index.html
1920 - Die große Prohibition
1922 - Mussolinis Marsch auf Rom
1922 - Das Grab des Tutenchamun
1923 - Hitlers Putsch
1924 - Stalins Griff zur Macht
1925 - Chaplin im Goldrausch
1926 - Die schwarze Venus
1927 - Der erste Ozeanflug
+*1928 - Die Jahrhundertmedizin
+*1929 - Der Schwarze Freitag
+*1930 - Gandhis Salzmarsch
+*1932 - Weimar am Ende
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Grabenkrieg (1914-1919)
www.phoenix.de/old/themen/topt/082001/02051/index.html

1917 - Die rote Revolution
Petersburg, 25. Oktober 1917: Im Kabinettszimmer des Winterpalais dinieren die Minister der Regierung Kerenski. Zur gleichen Zeit stehen aufrührerische Bolschewiki am nahen Newa-Ufer. Sie überraschen die Minister beim Nachtisch: "Sie alle sind verhaftet", erklärt der Anführer der Truppe. Und Revolutionsführer Wladimir Iljitsch Lenin verkündet: "Die Geschichte verzeiht uns nie, wenn wir jetzt nicht die Macht ergreifen."

Der Sturm auf das Winterpalais - ein revolutionärer Spaziergang. Lenin wurde der erste kommunistische Führer dieses Jahrhunderts. Obwohl die sozialistische Welt untergegangen ist, glauben einige "Betonköpfe" noch immer an sie - so in China und Nordkorea.
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1918 - Es lebe die Republik!
9. November 1918: "Schamloser Verrat", tobt Deutschlands Kaiser Wilhelm II. im belgischen Spa. Die Nachricht über das Ende seiner Herrschaft ereilt ihn im deutschen Hauptquartier hinter der Front. "Die Monarchie ist zusammengebrochen. Es lebe die Republik!", ruft der SPD-Abgeordnete Philipp Scheidemann wenig später vom Berliner Reichstag herab. Der Umsturz entstand aus der Niederlage: Im August war das deutsche Heer geschlagen, der Erste Weltkrieg verloren.

Es ist der Anfang der deutschen Demokratie - doch ihr stehen schwere Zeiten bevor: Reparationszahlungen an die Sieger, Hyperinflation, aber auch Umsturzversuche von rechts und von links. Wirklich begeistern kann sich kaum jemand für diese erste deutsche Republik: "Weimar" gilt im Rückblick als "Demokratie ohne Demokraten".
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1919 - Der diktierte Frieden
28. Juni 1919: Im Versailler Prunkschloss drängeln sich Regierungschefs. "Führen Sie die Deutschen herein!" Den Worten des "Tigers" folgt unheimliche Stille. Georges Clemenceau, Frankreichs Ministerpräsident, hat wirklich etwas Raubtierhaftes. Da erscheinen sie - die Deutschen. "Die waren todblass", so ein US-Diplomat, "erschienen nicht wie brutale Militaristen." Kaum jemand kennt Außenminister Müller und Kolonialminister Bell. Sie unterschreiben bedingungslos den Friedensvertrag. Dann folgen Vertreter der 27 Staaten, gegen die das Deutsche Reich den Ersten Weltkrieg führte. Der Vertrag von Versailles wird Sinnbild für ein nationales Trauma: Deutschland hatte alles verloren.

20 Jahre später beginnt Deutschland den fürchterlichsten aller Kriege überhaupt - den Zweiten Weltkrieg. Hitler schöpfte einen Großteil seiner Macht aus dem verletzten Stolz der Deutschen.
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Verrückte Jahre (1920 - 1932)
www.phoenix.de/old/themen/topt/082001/02053/index.html

1920 - Die große Prohibition
16. Januar 1920: Produktion, Transport und Verkauf von Alkohol werden in den USA von heute auf morgen verboten. Doch der verordneten Moral folgt maßloses Trinken: Alkoholsünder schleichen zu getarnten Kneipen, klopfen in Hinterhöfen an unscheinbare Türen. Gucklöcher gehen auf, Codeworte werden geflüstert. Eine halbe Million Amerikaner werden bis 1930 verhaftet.

Auch Al Capone muss vor Gericht: "Ich verkaufe nur Bier und Whiskey an ehrbare Bürger", sagt der Gangster den Richtern ins Gesicht. "Leute wie Sie sind meine besten Kunden." Kriminalität, Schwarzhandel und Korruption feiern ein rauschendes Fest. 1933 wird das Gesetz aufgehoben. Alkohol ist heute weltweit die legale Droge Nummer eins.
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1922 - Mussolinis Marsch auf Rom
30. Oktober 1922: Benito Mussolini besucht die Mailänder Scala, fährt dann per Zug nach Rom - mit Verspätung. Pathetisch lässt Mussolini den Bahnhofsvorsteher verkünden: "Ab sofort haben alle Züge pünktlich zu fahren." Pünktlichkeit in Italien - die Nation tobt vor Begeisterung. Ordnung und Sicherheit verspricht der faschistische Frontkämpfer. Der begeisterte König erteilt Mussolini den Auftrag zur Regierungsbildung, vom Parlament erhält er eine Generalvollmacht.

Ein tragischer Irrtum: 23 Jahre später wird Mussolini auf dem Domplatz in Mailand von ehemaligen Gefolgsleuten gehängt. Statt zu alter Größe führte er das Land in die Niederungen des Faschismus. Bis heute leidet Italien unter dieser nationalen Katastrophe - und Rechtsextreme sind weiterhin im Parlament.
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1922 - Das Grab des Tutenchamun
26. November 1922: Bei Luxor, im "Tal der Könige", herrscht ehrwürdige Stille. "Zuerst sah ich nichts", erinnert sich Howard Carter. "Dann tauchten aus dem Staub Einzelheiten auf: Tiere, Statuen, überall glitzerndes Gold." Der Hobby-Archäologe entdeckt das völlig unberührte Grab des Tutenchamun, die Mumie des vergessenen Pharao: Hände über die Brust gekreuzt, Augen nach oben gerichtet, seit 3.300 Jahren zur Ruhe gebettet.

Es ist die sensationellste Entdeckung des Jahrhunderts. Sie beflügelt die Phantasie der Menschen und lässt sie noch heute von vergangenen Reichtümern träumen. Ägypten wird zum Mekka der Alterstumsforscher.
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1923 - Hitlers Putsch
Der Abend des 8. November 1923: Mehr als 3.000 Menschen drängeln sich im dunklen Münchner Bürgerbräu-Keller. NS-Führer Adolf Hitler wartet sichtlich nervös vor dem Versammlungssaal, stürmt um 20.30 Uhr mit gezogener Browning hinein. "Er rannte zum Rednerpult, schoss mit dem Revolver in die Decke", erinnert sich Augenzeuge Günther Grassmann. Hitler erklärt die bayerische Regierung für abgesetzt. Einfach so. Grassmann: "Mir kam das alles extrem komisch vor. Wie ein Kasperltheater."

Drei Monate später wird dem Putschisten der Prozess gemacht. Das Urteil: Fünf Jahre Festungshaft. Im Gefängnis schreibt Hitler das Pamphlet "Mein Kampf". Neun Monate später wird er entlassen, neun Jahre später Reichskanzler: Eine Machtübernahme mit verheerenden Folgen für Deutschland und die Welt - durch jenen Mann, den zur rechten Zeit keiner ernst nahm.
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1924 - Stalins Griff zur Macht
21. Januar 1924: Wladimir Iljitsch Lenin, erster Regierungschef Sowjetrusslands, stirbt. Auf diesen Tag hat Josef Stalin sehnlichst gewartet. Als ZK-Generalsekretär schaltet er alle Konkurrenten um die politische Führung aus. "Der Stählerne" nimmt sogar Leo Trotzki, dem Gründer der Roten Armee, alle Parteiämter, jagt ihn ins Exil und lässt ihn Jahre später ermorden. "Stalin fühlte sich als allmächtiger, geheimnisvoller Gott", so Schriftsteller Ilja Ehrenburg.

Fast 30 Jahre ist Stalin Herrscher der UdSSR. Mit Terror erzwingt er Gefolgschaft, lässt Millionen töten. Seine Gräueltaten zeigen, was Diktatoren einem Volk antun können. Beispiel von heute: Nordkorea.
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1925 - Chaplin im Goldrausch
Die große Suche nach dem Glück: Ein Vagabund zieht in einem Goldgräberzug westwärts - behauptet sich gegen Alaskas grimmige Kälte und rauhe Sitten ungehobelter Kerle, besiegt den Hunger mit seinem Stiefel, verspeist ihn mit den feinsten Tischmanieren: 1925 hat Chaplins Film "Goldrausch" in New York Premiere. "Ein einziger Mann auf dieser Welt kann Menschen fünf Minuten ununterbrochen zum Lachen bringen", jubelt BBC-Sprecher Uncle Rex: "Charlie Chaplin!"

Seine Komödien bringen Hollywood Ruhm und Geld. Dieser Stadtteil von Los Angeles steht weltweit und bis heute für die Sehnsucht der Menschen, dem Alltag zu entfliehen.
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1926 - Die schwarze Venus
Dem Publikum im Théatre des Champs-Élysées stockt der Atem: Auf der Bühne steht ein Mädchen, schlank, dunkelhäutig, fast vollkommen nackt. Um ihre Hüften wippen - Bananen! Josephine Baker, 19 Jahre, Amerikanerin. In der Fassungslosigkeit setzt Musik ein. Und mit ihr ein Tanz, den selbst die Pariser noch nie gesehen haben: Erotik und Exotik pur.

Der temperamentvolle Tanz trifft den Nerv der Zeit. Wie ein Fieber verbreitet sich der Charleston über Europa - Shimmy, Foxtrott und Onestep folgen. Die schwarze Venus wird zum Sinnbild der "wilden 20er-Jahre". Das Jahrhundert, in dem fast alle Tabus brechen, hat begonnen.
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1927 - Der erste Ozeanflug
Mitten in der Nacht steht Charles Lindbergh auf, fährt zum Flugplatz. "Ich darf nicht länger warten", sagt er sich. Eine Wolkendecke hängt über Long Island, der Regen hat das Flugfeld in eine Rutschbahn verwandelt. Schwerfällig hebt die Maschine ab, knapp überwindet sie eine Telegrafenleitung, verschwindet dann im Nebel. Lindbergh kämpft gegen Wind, Wetter und Übermüdung - für den ersten Alleinflug über den Atlantik.

Nach einer Ewigkeit entdeckt er Fischerboote, schreit hinunter: "Wo geht's nach Irland?" - Keine Antwort. Nach 33,5 Stunden landet Lindbergh in Paris - die Menschen feiern seinen Mut. Das Flugzeug wird zum fortschrittlichsten Verkehrsmittel, Kontinente verlieren ihre Dimension. Hunderte Maschinen pendeln heute täglich über den Atlantik.

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In leicht verändertem Schnitt am Ostermontag 12.04.2004:
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D 1999


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