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100 Jahre - Der Countdown 1946-1967

Stand: 10.04.2004
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Band 457: Film 1    Zähler: (1 -  4300)    ZDF     Di, 26.12.2000 02:35    105 Min.   
  deutsch  Farbe: Farbe
  iFN: 1247  
Thema: Geschichte

100 Jahre - Der Countdown (5)

1946-1955: Der Neubeginn

Dokumentation Geschichte

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Neubeginn (1946 - 1955)
www.phoenix.de/old/themen/topt/082001/02060/index.html
1946 - Das Tribunal der Sieger
1947 - Kampf um Israel
1948 - Rosinenbomber für Berlin
1949 - Die Geburt der Bundesrepublik
1951 - Churchills letzte Schlacht
1953 - Triumph auf dem Mount Everest
1953 - Die Krönung
1953 - Steine gegen Panzer
1954 - Mythos Marilyn
1954 - Die Bombe von Bikini
1955 - Die Heimkehr der Zehntausend
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Neubeginn (1946 - 1955)
www.phoenix.de/old/themen/topt/082001/02060/index.html

1946 - Das Tribunal der Sieger
Nürnberg: Umringt von US-Soldaten sitzen sie im Scheinwerfer-Licht in zwei Reihen auf Holzstühlen - 20 Repräsentanten des NS-Staates, die dem "Dritten Reich" an höchsten Stellen dienten. Darunter: Hermann Göring, Rudolf Heß, Joachim von Ribbentrop, Wilhelm Keitel. Die Anklage: Verschwörung und Verbrechen gegen den Frieden und die Menschlichkeit. Hitler, Goebbels und Himmler hatten sich vorher durch Selbstmord aus der Verantwortung gestohlen. Nur wenige Täter zeigen Reue. Ex-Außenminister von Ribbentrop erklärt: "Jetzt kann ich meine schönen Memoiren nicht mehr schreiben."

Am 1. Oktober verkündet der Vorsitzende die Urteile: Strang für einige, lange Haft für viele. In den Westzonen verurteilen Militärgerichte in der Folgezeit mehr als 5.000 Angeklagte. "Warum wurden solche Prozesse nicht schon vor 1.000 Jahren geführt? Dem Globus wäre viel Blut und Leid erspart geblieben", schreibt Schriftsteller Erich Kästner.
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1947 - Kampf um Israel
Tel Aviv: Die Nachricht aus New York löst Jubel aus. Die UN-Vollversammlung beschließt Palästinas Teilung in einen jüdischen und einen arabischen Teil. Unter der Davidstern-Fahne ziehen Anhänger des Judenstaates durch die Straßen der Stadt. "Nach zwei Jahrtausenden Finsternis bricht endlich die Morgenröte der Erlösung an", verkündet Oberrabbiner Isaac Herzog.

Doch die arabische Bevölkerung reagiert. Sie greift zu den Waffen. Ströme von Blut werden im 20. Jahrhundert im Heiligen Land vergossen. Ob Araber und Juden sich je als Nachbarn akzeptieren? Die jüngste Entwicklung gibt Anlass zu Hoffnung.
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1948 - Rosinenbomber für Berlin
Berlin: Das Flugzeug von Kapitän Gail Halverson durchbricht die Wolkendecke. Der US-Pilot sieht aus dem Cockpit im Berliner Trümmermeer den Flughafen Tempelhof. Die Punkte am Boden: Kinder, die winkend den Flieger begrüßen. Sie wissen, er hat ihnen etwas mitgebracht. An winzigen Fallschirmen aus Taschentüchern schweben kleine Bündel dem Boden entgegen - mit Kaugummi, Bonbons und Schokolade. Halverson hat neben den Geschenken wertvollen Nachschub für Berlin an Bord.

Vom 24. Juni '48 bis 4. Mai '49 sperren sowjetische Truppen alle Zufahrtswege nach West-Berlin. Die alliierten Rosinenbomber transportieren während der Blockade zwei Millionen Tonnen Waren in die geteilte Stadt - per Luftbrücke. Eine neue Epoche bricht an. Sie bestimmt 40 Jahre lang die Geschichte der Welt: der Kalte Krieg zwischen Ost und West.
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1949 - Die Geburt der Bundesrepublik
Bonn, 20. September 1949: Ein alter Mann wird Kanzler. 73 Jahre "jung" ist der frühere Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer bei seinem Amtsantritt. Vor dem Plenum des Deutschen Bundestages gelobt er feierlich, einem Staat zu dienen, der erst vor wenigen Monaten - am 23. Mai 1949 - aus der Taufe gehoben wurde: der Bundesrepublik Deutschland.

Zeitgenosse Egon Bahr heute: "Nur wenige Menschen konnten sich vorstellen, dass Deutschland 40 Jahre lang geteilt sein sollte." Heute ist das ursprünglich provisorische Bonner Grundgesetz die Verfassung für das vereinigte Deutschland.
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1951 - Churchills letzte Schlacht
Winston Churchill strahlt Zuversicht aus, als er den 16. Wahlkampf seines Lebens eröffnet. Mit der Geste, die ihn weltberühmt gemacht hat: dem gespreizten Mittel- und Zeigefinger - "V" für Victory. Die Wahlen vom 25. Oktober 1951 führen zur Rückkehr einer Legende: Der Kriegspremier wird nach sechs Jahren Politik-Pause erneut Regierungschef, mit 76 Jahren. Und ohne Selbstzweifel: "Wir alle sind Würmer. Aber ich glaube, ein Glühwurm zu sein."

Für die Welt bleibt er der Mann, der im Zweiten Weltkrieg die Freiheit seines Landes und Europas rettete. Auch wenn er selbst am Ende seines Lebens klagte: "Ich habe viel erreicht. Doch zuletzt stehe ich nun mit leeren Händen da: Das Britische Weltreich konnte ich nicht retten."
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1953 - Triumph auf dem Mount Everest
29. Mai 1953, 6.30 Uhr: Das Thermometer zeigt minus 27 Grad. Der Neuseeländer Edmund Hillary und sein nepalesischer Sherpa Tensing Norgay brechen auf zum letzten Anstieg.

9.30 Uhr: Sie legen leere Sauerstoff-Flaschen ab. Plötzlich vor ihnen: ein zwölf Meter hohes, steil aufragendes Hindernis aus Felsen und Schneewechten. Doch sie entdecken eine Eisrinne nahe am Abgrund, tasten sich rückwärts hinauf. Oben setzt sich der Grat fort, krümmt sich nach rechts.

11.30 Uhr: Sie haben es geschafft, erreichen als erste Menschen den höchsten Punkt der Erde: den Gipfel des Mount Everest, 8.846 Meter hoch. "Den Schuft haben wir erledigt", sagt Hillary. Die beiden feiern mit Limonade und genießen die Ruhe.

Doch damit ist es seither vorbei: Mehr als 700 Menschen haben bis heute auf dem "Dach der Welt" gestanden. Spezialreisebüros bieten die Gipfeltour an: Für 65.000 Dollar machen sie Träume wahr - oder führen direkt in den Tod. Über 150 Frauen und Männer kamen schon ums Leben.
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1953 - Die Krönung
London Westminster Abbey: Die 25-jährige Elisabeth besteigt den Thron von Großbritannien und Irland. Der Erzbischof von Canterbury überreicht der jungen Monarchin in einer pompösen Zeremonie Reichsapfel und Zepter, setzt ihr die kiloschwere Krone aufs Haupt. Die Tochter und Nachfolgerin von König Georg VI. wird Herrscherin des Vereinigten Königreichs.

Mehr als 7.500 geladene Gäste aus 75 Staaten verfolgen die Inthronisation. Salutschüsse verkünden dem Volk die Krönung. Zwei Millionen Menschen jubeln ihrer Monarchin auf dem Zug zum Buckingham-Palast zu. Heute haben viele Briten ein gespaltenes Verhältnis zur Krone. Sie halten die konstitutionelle Monarchie für nicht mehr zeitgemäß. Skandale und Affären haben die "Royals" zudem in Verruf gebracht.
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1953 - Steine gegen Panzer
Kettenrasseln in den Straßen Ostberlins: Das Motorengedröhn der Sowjet-Panzer erschüttert zehntausende DDR-Bürger, die für freie Wahlen demonstrieren. Der russische Stadtkommandant ruft den Ausnahmezustand aus. Doch junge Arbeiter fassen sich ein Herz, marschieren den Angreifern entgegen, schleudern Steine auf die Panzer. Ein Reporter des Westsenders Rias berichtet: "Salven gehen los, Menschen stürzen zu Boden, alles ruft nach Sanitätern."

Zwei Tage später ist der Aufstand niedergeschlagen: 21 Tote, 187 Verletzte, 1.200 zu Haftstrafen verurteilte Demonstranten. Im Herbst 1989 bleiben die Panzer in den Kasernen. Es wird Wirklichkeit, was am 17. Juni 1953 noch Utopie war: die Freiheit und Einheit Deutschlands.
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1954 - Mythos Marilyn
New York, 52. Straße, Ecke Lexington Avenue: Tausende können sich gar nicht sattsehen an der Schauspielerin beim Drehen einer Filmszene für "Das verflixte siebte Jahr" von Regisseur Billy Wilder. Die Dame vor der Kamera heißt Marilyn Monroe. Sie ist das Objekt der Begierde einer ganzen Nation - zumindest der Männer. Als das Gebläse im U-Bahn-Lüftungsschacht den Rock des Filmstars gewollt hochwirbelt, ist die Menge außer Rand und Band. Nicht nur die Beine blitzen hervor. Augenzeugen berichten: "Sogar ihr knackiger Po war zu sehen. Da hätten die Russen in Manhattan einmarschieren können - es wäre keinem aufgefallen."

Im prüden Amerika der 50er Jahre ist das zu viel Erotik. Die Szene wird im Studio entschärft. Norma Jean Baker - so heißt Marilyn mit bürgerlichem Namen - wird trotzdem zum Sexsymbol Amerikas und der ganzen Welt.
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1954 - Die Bombe von Bikini
In der Nähe der Marshall-Inseln im Pazifik werden japanische Fischer urplötzlich nach einem gigantischen Knall von einem Ascheregen bedeckt. Einer von ihnen stirbt durch radioaktive Verstrahlungen, die anderen erleiden unheilbare Verseuchungen. Grund: Die bis dahin größte Explosion der Menschheitsgeschichte. Die USA zünden auf dem Bikini-Atoll ihre Wasserstoffbombe "Bravo". Mit einer Sprengkraft von 1.000 Hiroshima-Bomben erreicht sie das doppelte der vorausberechneten Stärke.

287 Menschen im Umkreis von 255 Kilometern werden verstrahlt, am stärksten die 23 japanischen Fischer in 60 Kilometern Entfernung vom Explosionsort. US-Präsident Dwight D. Eisenhower bekennt: "Die Kontrolle des Atomtests ist unseren Wissenschaftlern entglitten." Die Strahlung machte das Bikini-Atoll bis heute unbewohnbar. Doch der atomare Rüstungswettlauf geht weiter. Die Sowjetunion zündet ein Jahr später eine noch größere Wasserstoffbombe über Sibirien, trotz der unvorhersehbaren Folgen.
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1955 - Die Heimkehr der Zehntausend
Die elfjährige Roswitha kennt den Mann nicht. Der Fremde vor ihr in der Winterjacke ist ihr Vater, Karl Wawrzinek. Zögerlich, nur auf Zureden des Großvaters wagt es das Mädchen, den Fremden zu berühren, der immer die Worte "Endlich frei" murmelt. Über ein Jahrzehnt hat ihr Vater als russischer Kriegsgefangener gelitten: ausgemergelt vom ständigen Hunger, erschöpft von der Schinderei in den sibirischen Kohleminen bei eisigen Temperaturen.

Nach der Moskaumission des deutschen Kanzlers Konrad Adenauer im Juni rollen Anfang Oktober Züge mit den letzten 10.000 Kriegsgefangenen in die Bundesrepublik. Die Spätheimkehrer werden mit riesigem Jubel empfangen. Doch es gibt nicht nur Tränen des Glücks: Viele deutsche Familien warten vergebens auf ihre Verwandten - sie kehren nie nach Hause zurück.

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In leicht verändertem Schnitt am Ostermontag 12.04.2004:
-* = in den vorhergehenden Teil verschoben
+* = in den folgenden Teil verschoben

D 1999


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Band 457: Film 2    Zähler: (4111 -  6740)    ZDF     Mi, 27.12.2000 01:00    105 Min.   
  deutsch  Farbe: Farbe
  iFN: 1248  
Thema: Geschichte

100 Jahre - Der Countdown (6)

1956-1967: Die zweigeteilte Welt

Dokumentation Geschichte

Mehrteiler: 100 Jahre - Der Countdown (6/10)  Zur nächsten Folge:  100 Jahre - Der Countdown (7) 1967-1976: Die Welt im Umbruch auf 'Band 459'   Zur vorhergehenden Folge:  100 Jahre - Der Countdown (5) 1946-1955: Der Neubeginn auf 'Band 457'

Kalter Krieg (1956 - 1968)
www.phoenix.de/old/themen/topt/082001/02064/index.html
1956 - Der Ungarnaufstand
1958 - Der King des Rock ´n‘ Roll
1959 - Der Sieg des Fidel Castro
1960 - Operation Eichmann
1961 - Der Schock von Berlin
1962 - Am Rande des Atomkrieges
1963 - Der Jahrhundert-Mord
1964 - Cassius Clay wird Weltmeister
1965 - Beatlemania
1966 - Das dritte Tor
1967 - Der Tod des Benno Ohnesorg
+*1967 - Krieg im Heiligen Land
+*1968 - Der Todesschuss
+*1968 - Worte gegen Panzer
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Kalter Krieg (1956 - 1968)
www.phoenix.de/old/themen/topt/082001/02064/index.html

1956 - Der Ungarn-Aufstand
"Wenn Du ein Ungar bist, bist Du mit uns", skandieren Zehntausende auf dem Bem-Platz in Budapest. 200.000 rufen vor dem Parlamentsgebäude nach dem Reformer Imre Nagy. Und auf dem Paradeplatz rückt die aufgebrachte Menge dem Stalin-Denkmal mit Schneidbrennern zu Leibe. Die Ungarn begehren auf - gegen den Stalinismus und die politische Eiszeit. In Budapest wird es Frühling - mitten im Herbst: Diskussionen und Demonstrationen durchbrechen die Mauer des jahrelangen Schweigens. Flugblätter propagieren freie Wahlen, Neutralität für Ungarn, den Abzug der Sowjets.

Doch der Ruf nach demokratischer Freiheit wird von russischen Panzern erstickt. Über 30 Jahre brauchen die Ungarn, um sich die politische Unabhängigkeit von Moskau zu erkämpfen. Erst im Juni 1989 öffnet sich der Eiserne Vorhang. In Ungarn bricht der Damm aus Stacheldraht und Minen zuerst. Menschen strömen in die ersehnte Freiheit. Aus dem Ostblockland von einst wird 1999 ein neues Nato-Mitglied.
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1958 - Der King des Rock 'n' Roll
Am 1. Oktober 1958 läuft die "USS Randall" mit einem weltberühmten Passagier in Bremerhaven ein. Die Fans geraten außer sich: Der Gefreite Elvis Presley betritt deutschen Boden, bezieht kurz darauf eine Stube in der Army-Kaserne in Friedberg, Hessen.

In Uniform verwandelt sich der aufsässige Rebell Elvis zum fahnentreuen Staatsbürger. Noch Mitte der 50er Jahre schockte der Superstar das sittsame Amerika mit seinem rauhen Sex-Appeal. Und Hits wie "Heartbreak Hotel" oder "Jailhouse Rock" verhelfen dem Rock 'n' Roll zum Siegeszug um die Welt.

Elvis verkauft mehr als 500 Millionen Schallplatten, dreht 33 Musikfilme. Nach maßlosen Fressorgien und exzessivem Pillenkonsum stirbt er am 16. August 1977 - mit nur 42 Jahren. Sein Tod macht ihn zur unsterblichen Legende: Noch heute sind Hunderttausende felsenfest davon überzeugt, dass Elvis in Wahrheit nach wie vor am Leben ist.
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1959 - Der Sieg des Fidel Castro
Havanna, 8. Januar 1959: Rebellenführer Fidel Castro zieht in die kubanische Hauptstadt ein. Hunderttausende jubeln ihrem Helden zu: Er hat den korrupten Diktator Batista außer Landes gejagt. Die olivgrüne Uniform, die Cohiba im Mundwinkel - das sind die Markenzeichen des vollbärtigen Revolutionärs. Parolen wie "Sozialismus oder Tod" schrecken Politiker auf.

200 Attentatsversuche der CIA auf Castro sind dokumentiert. Castro wird zu Kubas rotem Diktator. "Er hat sein ganzes Volk als Geisel genommen", sagt Tochter Alina. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991 ist Kuba auf sich allein gestellt. Die Massen leiden Hunger, Unzählige fliehen in die USA. Doch der 72-jährige Castro klammert sich starr an die Macht.
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1960 - Operation Eichmann
Jerusalem, Oberster Gerichtshof: Der Mann hinter den schusssicheren Scheiben trägt Anzug und Krawatte. Ein Mittfünfziger mit schütterem Haar und nervösem Zucken im Mundwinkel: "Judenreferent" Adolf Eichmann, ehemaliger SS-Obersturmbannführer. Der Herr der Todeszüge befahl mit seiner Unterschrift den Tod von Millionen Juden. Der Gerichtsvorsitzende trägt die Anklage vor: "Kriegsverbrechen", "Verbrechen gegen das jüdische Volk". Dazu Eichmann: "Das Schicksal der von mir deportierten Juden interessiert mich nicht. Mich reut nichts."

Nach dem Krieg war ihm die Flucht nach Südamerika gelungen. Der israelische Geheimdienst spürt ihn 1960 in Argentinien auf. Eichmann wird in allen 15 Punkten schuldig gesprochen. Das erste und einzige Todesurteil in Israels Geschichte wird im Juni 1962 vollstreckt. Es bleibt die Hoffnung, dass die Welt nie wieder solch grausame Verbrechen erleben wird.
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1961 - Der Schock von Berlin
Berlin, 15. August 1961: Conrad Schumanns Nerven sind zum Zerreißen gespannt. Die Maschinenpistole des 19-jährigen NVA-Unteroffiziers wird schwer. Schweiß rinnt unterm Stahlhelm hervor. Die Zeit drängt: Seit zwei Tagen werden Protestierende mit Gewehren in Schach gehalten. Der Stacheldraht ist nur ein Provisorium, Betonplatten werden herangekarrt.

Der Bau der Mauer - der heißeste Tag des kalten Krieges. Conrad Schumann fasst sich ein Herz, setzt über die Stacheldrahtrolle. Sein Sprung macht Geschichte: Als Fanal gegen die Teilung Berlins und Symbol für die Freiheit geht das Bild um die Welt. Aber Deutschland wird erst drei Jahrzehnte später wiedervereint. Bis zu Willy Brandts "Es wächst zusammen, was zusammengehört", ist noch ein weiter Weg.
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1962 - Am Rande des Atomkrieges
Seit Stunden analysiert Dino Bruigi die Luftfotos. Plötzlich entdeckt der US-Aufklärungsspezialist
Raketen sowjetischer Bauart. Am 15. Oktober 1962 ist der CIA klar: Die UdSSR stationiert auf Kuba Mittelstreckenraketen - nur 150 Kilometer vor der Küste Floridas. Selbst Fidel Castro ist besorgt: "Aber wir fühlen uns aus politischer Sicht verpflichtet." US-Präsident Kennedy befiehlt Verteidigungsbereitschaft für die gesamte US-Nuklearstreitmacht. Die Sowjetunion versetzt den Warschauer Pakt in Alarmzustand.

13 Tage hält die Welt den Atem an. Dann lenkt Nikita Chruschtschow ein, der dritte Weltkrieg ist abgewendet. Doch die Kuba-Krise lehrt: Nicht menschliche Vernunft verhindert die Katastrophe, sondern nur das atomare Patt. Nach dem Ende der Sowjetunion rüsten sogar Staaten wie Indien, Pakistan und der Irak atomar auf.
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1963 - Der Jahrhundert-Mord
Dallas, 22. November 1963, 12.33 Uhr: Der Autokorso biegt in die Elm Street ein. Die Kennedys im offenen Wagen: Der Präsident hatte wegen des schönen Wetters darum gebeten. Plötzlich ein Schuss. John F. Kennedy blickt verwundert. Gouverneur Conally dreht sich um, schreit entsetzt: "Mein Gott, die bringen uns um!" Ein zweiter Schuss. Der Präsident greift sich an den Hals, Jacqueline beugt sich erschrocken zu ihm. Der dritte Schuss. Kennedys Kopf schnellt zurück. Seine Frau springt auf, kriecht auf allen vieren über den Kofferraum der Limousine. Ihr rosafarbenes Kostüm ist mit Blut bespritzt. In hastiger Flucht jagt der Wagen zum nächsten Krankenhaus. Um 13 Uhr erklären die Ärzte Kennedy für tot.

Aber: Was geschah tatsächlich in Dallas? War Lee Harvey Oswald wirklich der alleinige Mörder? Oder KGB, Mafia, CIA? Unzählige offene Fragen beschäftigen seither Kriminologen, Verschwörungsfanatiker und Kennedy-Fans. Kennedys früher Tod lässt den charismatischen Erneuerer des amerikanischen Traums zum Mythos werden. Die Tragödie der Familie Kennedy endet nicht: Im Juli 1999 verunglückt der Präsidenten-Sohn John jr. tödlich.
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1964 - Cassius Clay wird Weltmeister
"Ich bin der Größte", brüllt Cassius Clay die 16.000 Zuschauer an. Als hätten die Boxfans in der Convention Hall von Miami daran noch Zweifel. Der 22jährige Clay hat eben den bis dahin für unbesiegbar gehaltenen Schwergewichtsweltmeister Sonny Liston entthront. Einen Tag später verkündet er seinen neuen Namen: Muhammad Ali, bekennt sich zu den "Black Muslims", der muslimischen Sekte des farbigen Amerikas. Seiner Karriere tut das keinen Abbruch. Von 61 Profikämpfen gewinnt er 56, davon 37 durch K.o.. Dreimal holt er den Weltmeistergürtel. Doch der Preis war hoch.

Seit 1984 leidet Ali an der Parkinsonschen Krankheit. Hervorgerufen wurde das Hirnleiden durch die vielen Treffer, die der Boxer einstecken musste. Der Kampf gegen die Krankheit ist Muhammad Alis letzter heroischer Fight. 1996 erhielt er "seine" Goldmedaille ein zweites Mal, nachdem er, versöhnt mit alten Feinden, das Olympische Feuer in Atlanta entzündet hatte. Sein Gold von 1960 hatte der Boxer aus Zorn über die Diskriminierung der Schwarzen in den USA in den Ohio-Fluss geworfen.
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1965 - Beatlemania
Die weiblichen Fans schreien und fallen zu Hunderten in Ohnmacht. Wo Die legendären Beatles auftreten, versetzen sie ihr Publikum in nie da gewesenen Begeisterungstaumel. Die vier Musiker aus Liverpool stürmen nicht nur auf die ersten Plätze der Hitparaden, sondern schaffen es sogar bis in den goldenen Ballsaal des Buckingham Palace: Queen Elisabeth höchst persönlich hängt John Lennon, Paul McCartney, George Harrison und Ringo Starr Ritterorden um.

Die langhaarigen, aber adrett gekleideten Musiker werden zu "Members of the British Empire". Die Musik der "Fab Four" war längst Welt-Kultur. Die Magie der Beatles hält noch heute an: Die Neuauflage ihres Albums "Yellow Submarine" von 1966, seit wenigen Wochen auf dem Markt, findet wieder reißenden Absatz.
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1966 - Das dritte Tor
Tor? Kein Tor! In der 101. Minute des Weltmeisterschaftsfinales zwischen England und Deutschland kracht Hurst's Schuss an die Latte und von dort zurück auf den Boden. Der Schweizer Schiedsrichter Gottfried Dienst entscheidet: Bis heute die berühmteste und umstrittenste Fehlentscheidung in der Geschichte des Fußballs. Die deutschen Spieler bestürmen den Unparteiischen. Es nützt nichts. England führt 3:2 und gewinnt am Ende mit 4:2. England ist zum ersten Mal Weltmeister. Für die deutsche Mannschaft ist der Traum vom zweiten Titel nach Bern 1954 geplatzt. Gebrochen und mit hängenden Köpfen schleichen sich die Spieler aus dem Wembley-Stadion. Die Wiedergutmachung gelingt erst 1996 an gleicher Stelle.

Genau 30 Jahre nach dem "Wembley-Tor" erkämpft die deutsche Nationalmannschaft den Europameister-Titel. England war diesmal schon im Halbfinale an der deutschen Mannschaft gescheitert. Doch wann immer und in welcher Liga das runde Leder haarscharf auf, vor oder hinter der Torlinie aufschlägt: In jedem Kommentar ist noch heute die Rede vom "Wembley-Tor", das kein Tor war - oder doch?
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1967 - Der Tod des Benno Ohnesorg
"Schah, Schah, Scharlatan", rufen die 2000 Studenten auf dem Berliner Kennedyplatz. Auch der Germanistikstudent Benno Ohnesorg bereitet dem Staatsgast bei seiner Berlin-Visite einen unbequemen Empfang. Es ist der Schah von Persien, zusammen mit Frau Farah. Das blutige Regime im Heimatland des Herrschers ist der Grund für die gewalttätigen Proteste. Als sich das persische Kaiserpaar abends auf den Weg in die Deutsche Oper macht, skandieren die Studenten "Mörder, Mörder". Es regnet Eier, Farbbeutel und Steine.

Die Polizei schlägt zurück, drängt die Demonstranten in die Seitenstraßen. Dort trifft Benno Ohnesorg die Gewalt der Staatsmacht. Wenig später liegt sein regungsloser Körper auf dem Asphalt - tödlich verletzt durch eine Polizeikugel. Sein Tod löst eine Lawine der Gewalt gegen den Staat aus, die im Terrorismus der RAF endet.
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1967 - Krieg im Heiligen Land
Der Sechs-Tage-Krieg ist noch in vollem Gang, doch die israelischen Soldaten sind bereits am Ziel. Am 6. Juni feiern sie die Eroberung ihres Nationalheiligtums - Ost-Jerusalem mit der Klagemauer. Die Altstadt mit ihren heiligen Stätten war zuvor unter der Kontrolle Jordaniens. Haus um Haus erkämpfen sich israelische Fallschirmjäger den Ostteil "ihrer" Stadt. Der Blitzkrieg Israels ordnet den Nahen Osten neu und wird zum totalen Triumph.

Israel erobert die Golan-Höhen, den Gaza-Streifen, die Westbank und große Teile der Sinai-Halbinsel. Nur eines erreichen sie nicht: den Frieden. Zwar haben die Palästinenser heute autonome Gebiete errichtet, doch Jerusalem als Hauptstadt Israels bleibt für die Araber tabu. Auch über ihre heilige Stätte, den Felsendom, wachen noch immer allein israelische Soldaten.

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In leicht verändertem Schnitt am Ostermontag 12.04.2004:
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+* = in den folgenden Teil verschoben

D 1999


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