Film: | Das letzte Kino der Welt |
Stand: 22.05.2003 Zum Filmende |
deutsch |
Rio Rico, ein kleines Dorf an der Südspitze Patagoniens - hier gibt es weder Radio noch Fernsehen, alles dreht sich um das örtliche Lichtspielhaus, mit verhängnisvollen Folgen: die Kopien sind zuvor landesweit in dreihundert anderen Kinos vorgeführt worden und kommen in entsprechend ramponiertem Zustand hier an; vielfach gerissen, in neuer Ordnung zusammengeklebt, einzelne Szenen im falschen Film wieder auftauchend. Die verdrehte Logik dieser Collagen prägt das Weltbild der Bewohner von Rio Rico.
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"Der Wind davon verweht" - die Verdrehung beginnt schon im (unübersetzbaren) Wortspiel des Titels. Der Film spielt mit der Erkenntnis, dass Wirklichkeit und Phantasie, die Metaphern der Zeitgeschichte und die cineastische Mythologie kaum zu trennen sind und dass man im Leben zwischen beiden Bereichen hin und her hüpfen muss. So schaffen sich die pittoresken Gestalten ihre verrückte, menschliche Welt. Eine Taxifahrerin aus Buenos Aires wird die Geliebte des Filmkritikers, und beide haben große Sex-Probleme, weil die entsprechenden Szenen in den Filmen meistens herausgeschnitten sind. Der Dorfgelehrte erfindet die Relativitätstheorie, die Psychoanalyse und die Menschenrechte und wird dafür dankbar beklatscht. Ein angetrunkener Franzose erscheint in dem Dorf, es ist der abgehalfterte Schauspieler, der sich endlich seinen weltweit einzigen Verehrern vorstellen will, die ihn mit Fanpost überschüttet haben.
Lewis Carrolls "Alice im Wunderland" und der surreale Humor des argentinischen Schriftstellers Julio Cortazar haben Pate gestanden für diese Alltags-Chronik und politische Parabel.
Originaltitel: El viento se llevó que
Argentinien/Frankreich
Regie: Alejandro Agrest
Drehbuch: Alejandro Agresti
Kamera: Mauricio Rubinstein
Musik: Paul Michael Van Brugge
Mit:
Jean Rochefort, Angelina Molina,
Vera Fogwill, Fabián Vena und Ulises Dumont, u.a.
Regie: Alejandro Agrest ARG/F/NL 1998
Das letzte Kino der Welt |
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